Wer die Wahl hat, hat die Qual
Aus gegebenem Anlass – heute findet in Frankreich der erste Durchgang der Präsidentschaftswahlen statt – möchte ich an dieser Stelle mal auf das französische Wahlsystem eingehen.
Keine Angst, das wird kein politischer Blog. Wenn man allerdings im Ausland lebt, stellt man natürlich hin und wieder Vergleiche zwischen seinem Gastland und seinem Heimatland her.
Manches findet man hier besser, manches dort.
Zu den Phänomenen, die mich in Frankreich immer wieder erstaunen, gehört das Wahlsystem.
Um seiner Bürgerpflicht nachzukommen muss man hier oft wählen:
Die Europawahlen, die Präsidentschaftswahlen, die Regionalwahlen, die Départementswahlen und schließlich die Kommunalwahlen.
„Das ist ja gar nicht so wild“ werden Sie sich denken. Aber in Frankreich gibt es für jede Wahl zwei Durchgänge!
Die Präsidentschaftswahl wird hier im Allgemeinen als die wichtigste Wahl betrachtet. Der Präsident wird für 5 Jahre gewählt und kann nur einmal wiedergewählt werden.
Morgen geht es also an die Urnen. Konkret heißt das, dass man wählt und zwei Wochen später zur Stichwahl aufgerufen wird, wenn kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht. Das kam bisher nur einmal vor, und zwar während der zweiten Republik als 1848 Louis-Napoléon Bonaparte (der spätere Napoléon III.) mit 74 % der Stimmen im ersten Wahldurchgang zum Präsidenten gewählt wurde.
Zweimal wählen gehen also… Und dann folgen am 12. und 19. Juni die Parlamentswahlen.
Bis dahin ist aber schon einigen Wählern die Luft ausgegangen und sie geben nicht mehr den Wahlzettel ab, sondern werfen das politische Handtuch.