Über die Auvergne
„Hier endet Frankreich, hier beginnt die Auvergne“ – das Schild mit dieser Ankündigung steht nicht weit von uns entfernt auf dem Col du Saint Thomas. Die Auvergner betrachten ihre Region als das eigentliche Kernland Galliens und sind entsprechend stolz auf ihre Heimat und ihre Geschichte.
Vor der Ankunft der Römer war Gallien von zahlreichen keltischen Stämmen besiedelt und die waren sich bei weitem nicht immer einig. Kriege und Stammesfehden waren an der Tagesordnung.
Nach der französischen Geschichtsschreibung hat es allerdings angesichts einer neuen Bedrohung, dem Vorrücken der Römer, ein junger Fürstensohn, Vercingetorix, geschafft, die verfeindeten Stämme hinter sich zu scheren und Julius Cäsar 52 vor Christus auf dem Plateau Gergovia zu schlagen. Die Euphorie über den Sieg dauerte allerdings nicht lange: wenig später wurden die Gallier definitiv bei Alésia (Burgund) besiegt und Vercingetorix musste vor Cäsar seine Waffen niederlegen (siehe das Historiengemälde von Lyonel Royer, 1899). Er wurde eingekerkert, später in Ketten in Cäsars Triumphzug durch Rom geschleift und zum Tode verurteilt. Ein trauriges Ende für diesen Helden, aber der Beginn einer Blütezeit Galliens als römische Provinz. Augustonemetum, das heutige Clermont-Ferrand wurde neben Lugdunum (Lyon) zu einer der bedeutensten römischen Siedlung an der Kreuzung von zwei wichtigen Verkehrsadern: die Verbindung der Auvergne mit der Atlantikküste und die des Mittelmeeres mit dem Norden. Manches an der Legende „Vercingetorix“ ist umstritten, aber als Frankreich unter Napoleon III nationales Geschichtsgut benötigte wurde dieser gallische Held wieder ausgegraben. Bartholdi, ein französischer Bildhauer, der auch die amerikanische Freiheitsstatue schuf, hat ihn mit einer wunderschönen Statue verewigt. Ihr Transport von Paris nach Clermont-Ferrand, wo sie 1903 auf dem Place de Jaude aufgestellt wurde, war ein Triumphzug quer durch Frankreich.
Vercingetorix mag uns Deutsche ein bisschen an unseren germanischen Arminius erinnern. Auch unser Held der Schlacht im Teutoburger Wald wurde wieder ausgegraben in Zeiten, in denen unsere Nation auf der Suche nach seiner Identität war.
Fortsetzung folgt